Bei Twitch streamen – worauf muss man steuerlich achten?

Immer mehr Menschen entdecken das Potenzial des Streamings auf Plattformen wie Twitch, um Einnahmen zu generieren. Doch mit steigendem Erfolg kommen auch steuerliche Verpflichtungen auf Sie zu. Damit Sie von Anfang an gut informiert sind, haben wir hier einige wichtige Punkte zusammengestellt, die Sie beachten sollten:

1. Anmeldung beim Finanzamt

Sobald Sie beginnen, Einnahmen zu erzielen, müssen Sie Ihre Tätigkeit beim Finanzamt anmelden. Beantragen Sie ein Elster-Zertifikat auf www.elster.de, um Ihre steuerlichen Verpflichtungen zu erfüllen.

2. Steuerliche Erfassung

Füllen Sie den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung aus und entscheiden Sie, ob Sie als Kleinunternehmer gemäß §19 UStG auftreten oder die normale Besteuerung bevorzugen. Die normale Besteuerung ist oft günstiger, erfordert aber mehr Aufwand.

3. Umsatzsteuer

Hier ist alles etwas komplizierter: Sie sind unstreitig Unternehmer i.S.d. § 2 Abs. 1 UstG. Fraglich ist, ob es sich bei den Umsätzen aus den Twitch Abos um steuerbare und steuerpflichtige Leistungen handelt.

Für Donations hat das FG Düsseldorf mit Urteil vom 04.03.2022 (1 K 2812/19 U) entschieden, dass es sich um umsatzsteuerbare und -pflichtige Leistungen Entgelte handelt, die die Zuschauer für die Unterhaltungsleistung erbringen. Ein Leistungsaustausch besteht lt. FG darin, dass die Zuschauer die Entgelte aktiv für den konkreten Stream entrichten. Sie müssen dafür, anders als z.B. bei Straßenmusikern, aktiv den Kanal des Streamers aufsuchen.

Für Abos kann nichts anderes gelten. Sie erbringen mit dem Streaming eine sonstige Leistung gem. § 3 Abs. 9 S. 1 UStG. Die Abos sind Entgelt für diese Leistung. Dass man die Abos jeden Monat manuell verlängern muss, steht dem nicht entgegen. Mangels Steuerbefreiung sind die Leistungen auch steuerpflichtig und unterliegen dem Steuersatz von 19%.

Die Entscheidung für die normale Besteuerung ermöglicht Ihnen den Vorsteuerabzug.

4. Rechnungsstellung

Erstellen Sie ordnungsgemäße Rechnungen für Ihre Auszahlungen von Twitch, auch wenn Sie diese nicht an Twitch senden müssen. Das Reverse-Charge-Verfahren gilt hier.

5. Gewerbesteuer

Je nach Art Ihrer Tätigkeit können Ihre Einnahmen gewerbesteuerpflichtig sein. Vergessen Sie nicht, Donations als normale Einnahmen zu behandeln.

6. Affiliate-Provisionen und Verkäufe

Affiliate-Provisionen und Verkäufe aus einem Shop werden als Einkünfte aus Gewerbebetrieb betrachtet und können gewerbesteuerpflichtig sein.

7. Einkommensteuer

Bilden Sie Rücklagen für die Einkommensteuer, sobald Gewinne erzielt werden. Berücksichtigen Sie dabei auch Donations und Betriebsausgaben.

8. Liebhaberei

Vermeiden Sie dauerhafte Verluste, da die Finanzverwaltung dies als Liebhaberei betrachten könnte, was zu Rückforderungen führen kann.

9. Krankenversicherung

Informieren Sie sich über die Auswirkungen auf Ihre Krankenversicherung. Bei Überschreitung bestimmter Einkommensgrenzen müssen Sie sich möglicherweise vollständig selbst versichern.

Es ist wichtig, sich frühzeitig über diese steuerlichen Aspekte zu informieren und gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um steuerliche Fallstricke zu vermeiden. Eine sorgfältige Planung und Buchführung können Ihnen helfen, Ihre steuerlichen Verpflichtungen zu erfüllen und Ihr Geschäft auf Twitch erfolgreich zu führen.